In den vergangenen Jahren war in den Medien immer wieder von besonders gefährlichen Keimen zu hören. Gerade in Krankenhäusern, wo sich viele Keime tummeln, ist die Gefahr mit resistenten Stämmen in Kontakt zu kommen erhöht.
Warum das so ist? Wenn Bakterien durch Antibiotika oder Desinfektionsmittel nicht gänzlich abgetötet werden, gewinnen sie sozusagen Zeit sich gegen ihre „Feinde“ zu rüsten – Resistenzen entwickeln sich. Eine besonders gefürchtete Gruppen bilden hierbei multiresistente Keime wie etwa der Staphylococcus aureus. Diesem ist aufgrund seiner Resistenzen nur sehr schwer beizukommen, da sich etliche Antibiotika in diesem Fall als wirkungslos erweisen.
Paul Illmer, Professer am Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck, machte in diesem Zusammenhang eine überraschende Entdeckung. Zwei sekundäre Pflanzenstoffe der Bitterorange, sogenannte Flavonoide, erwiesen sich als äußerst wirkungsvoll im Kampf gegen Staphylococcus aureus, während sie für den Menschen völlig unbedenklich sind. Den Startschuss für die intensive Beschäftigung mit den beiden Flavonoiden Neohesperidin und Naringenin bildete eine Zusammenarbeit mit einem Tiroler Unternehmen, das biozertifizierte Desinfektions-, Konservierungs- und Pflanzenschutzmittel entwickelt.
„Das Unternehmen hat ein patentiertes Produkt, das bereits in großem Umfang eingesetzt wird und erstaunliche Erfolge erzielt. Man ist mit der Bitte an mich herangetreten, die Wirkweise genauer zu untersuchen“, erklärt Illmer. Zunächst begann das Team um Paul Illmer damit die Wirksamkeit der zwei Flavonoiden bei diversen Stoffen zu prüfen. „Bei den Listerien konnten wir zum Beispiel schon bei einer Wirkstoffkonzentration von ca. einem Mikrogramm pro Milliliter einen Wachsstumsstopp beobachten“, berichtet Illmer. Für diesen Effekt müssten gängige Antibiotika in weit höheren Konzentrationen eingesetzt werden. Darüber hinaus hemmen die beiden Pflanzenstoffe der Bitterorange aber nicht nur das Wachstum von Bakterien, sondern töten diese auch ab – und genau hier wird es äußerst interessant für mögliche Einsatzgebiete im Kampf gegen multiresistente Keime. Allerdings finden sich für die beiden Wirkstoffe noch etliche andere Anwendungsmöglichkeiten, so etwa auch in der Lebensmittelindustrie.
Trotz all dieser positiven Resultate geht das Forscherteam um Paul Illmer den Flavonoiden noch weiter „an den Kragen“, denn nach wie vor ist unklar, wie die Flavonoide den Keimen im Genauen zu Leibe rücken. Damit die vielversprechenden Keimkiller in Zukunft gezielt eingesetzt werden können, gilt es nun ihre Wirkweise in den nächsten Jahren genau zu erforschen.
Antworten