Eingeschleppte Pflanzen und Tiere – hier blinkt das Radar und markiert beinahe unweigerlich Australien. Zu präsent sind die Bilder von explosionsartig angestiegenen Populationen etwa von Kaninchen, die in Folge ganze Landstriche leerfressen. Für mich bleibt die erste Assoziation einfach mit diesem Kontinent verbunden, da es beständig gegen diverse „angereiste“ Exemplare von Flora und Fauna zu kämpfen hat.
Ebenso bildet aber das Einschleppen von Pflanzen ein nicht zu unterschätzendes Problem. Die meist von weither eingeschleppte Flora, sogenannte Neophyten, vermehren sich oft in überraschend starkem Maße in ihrer neuen Umgebung. Hier sind beispielsweise der Riesen-Bärenklau oder aus das Drüsige Springkraut zu nennen. In vielen Fällen sind die heimischen Pflanzen im Kampf ums Überleben hoffnungslos unterlegen.
Entscheidende Vorteile der gebietsfremden Pflanzen sind oft ihr rasantes Wachstum wie auch ihre außerordentliche Widerstandsfähigkeit. In Folge werden heimische Gewächse zunehmends verdrängt, da sie mit den aggressiven Mitteln, mit denen sie bekämpft werden, nicht zurecht kommen. Abgesehen davon, dass die Vielfalt an lokalen Pflanzen so empfindlich abnimmt, müssen allerdings ebenso Folgeprobleme wie Ernteeinbußen oder vermehrte allergische Reaktionen als weitere negative Auswirkungen genannt werden.
Grazer Biologen nehmen nun die Überlegenheit dieser neophyten Pflanzen genauer unter die Lupe. Im aggressiven Verhalten im Überlebenskampf steckt nämlich großes Potential, das in vielen Bereichen von großem Nutzen sein könnte.
Dabei gestaltet sich der tägliche Kampf um einen Platz an der Sonne ebenfalls äußerst interessant. Gewisse Arten sind nämlich tatsächlich in der Lage das Wachstum ihrer Konkurrenz zu hemmen oder gar zu schädigen!
Die Wissenschafter des Instituts für Pflanzenwissenschaften möchten diesem biologischen Kleinkrieg auf die Spur kommen. Gerade die Möglichkeit das Wachstum anderer Pflanzen zu stören, könnte in Zukunft eine interessante Aussicht auf natürliche Unkrautvernichtungsmittel eröffnen.
Aber das Rad lässt sich noch weiter spinnen…
Einige Arten könnten ebenso für den pharmazeutischen Bereich von zukünftigem Nutzen sein, da sie geradezu Pilzvernichtungsmittel produzieren oder gegen verschiedene schädigende Substanzen immun sind. Rene Rehorska möchte nun diesen speziellen Wirkstoffen auf die Spur kommen, um sie im Idealfall später preisgünstig und effizient aus den Pflanzen gewinnen zu können. Weitere spannende Fragen stellen sich natürlich insofern, ob es gewisse Wirkstoffe gibt, die gegen spezielle Pflanzen einzusetzen sind und damit letztlich gezielt verwendet werden können.
Insgesamt sollte das Problem eingeschleppter Pflanzen nicht unterschätzt werden, denn laut einer Studie des Umweltbundesamtes über die Verbreitung und das Vorkommen von Neophyten aus dem Jahre 2002 sind etwas mehr als ein Viertel! der Gefäßpflanzenarten in Österreich bereits Neophyten, wobei etwa ein Dutzend bedenkliche Auswirkungen für den Naturschutz nach sich ziehen.
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