Ein Biowerkstoff mit viel Potential

Myoglobin, Quelle: en.wikipedia.org

Über mehrere Dekaden hinweg war Johann Kiss bei Autozuliefer-Unternehmen für Werkstoffe zuständig, dabei störten ihn vor allem bekannte Probleme wie anfallende Emissionen im Zuge der Herstellung oder der Verbrennung. Im Besonderen waren ihm aber die mangelnden Eigenschaften bezüglich der Rezyklierbarkeit ein Dorn im Auge. Johann Kiss hat den Spieß umgedreht und sich überlegt wie Forscher vor einem Jahrhundert gewissen Forschungsfragen begegnet wären, denn so erklärt der findige Forscher: „Das Erdöl hat bekanntes Wissen verdrängt. Wir sollten Naturstoffe besser und intelligenter nutzen – und zwar mit unseren heutigen Technologien.“

Mittlerweile gibt es glücklicherweise Kunststoffe, die aus biologischen Stoffen gewonnen werden. Nach vierjähriger, intensiver Arbeit hat Johann Kiss nun einen eigenen Biowerkstoff aus Proteinen, natürlichen Eiweißstoffen, entwickelt und sich inzwischen mit dem Unternehmen K3P selbstständig gemacht. Aber wie funktioniert das Verfahren zur Herstellung des Proteinwerkstoffes?

Indem natürliche Proteine – etwa Getreideproteine, Milcheiweiß oder Abfälle aus der Lebensmittelindustrie – in einem alkalischen Aufschluss verarbeitet werden, entsteht ein Bindemittel, das nicht nur interessante Eigenschaften besitzt, sondern auch biologisch abbaubar ist. Durch die Hinzugabe weiterer Zuschlagstoffe wie beispielsweise Sand oder Papierfasern entsteht ein Material, das mit gängigen Kunststofftechnologien verarbeitet werden kann.

Auf dem Gebiet der Proteinwerkstoffe ist Herr Kiss ein Vorreiter und sein erstes Produkt ist bereits serienreif. Dabei handelt es sich um rutschfeste Matten zur Ladungssicherung in LKWs, die zu 100 Prozent biologisch abbaubar sind. Sein Produkt stößt bereits auf großes Interesse, da bisher übliche Gummimatten gerade in Sachen Recycling notgedrungen im Vergleich stark hinterherhinken.
Ein zweites Projekt werden diverse Bauteile für die Innenausstattung von Automobilen sein. Allerdings existieren trotz relativ kostengünstiger Produktionstechnik und extremer Umweltfreundlichkeit, doch gewisse Einschränkungen in der Anwendung. In feuchtheißer und saurer Umgebung beginnt sich der neue Biowerkstoff nämlich abzubauen.
Ganz andere Produktbereiche ermöglicht eine weitere nützliche Eigenschaft des Proteinwerkstoffs. Diese können nämlich feuerfest sein. Aufgrund dieser flammhemmenden Wirkung wird speziell der Einsatz bei biologischen Dämmstoffen äußerst interessant. Man darf gespannt sein, welche Anwendungsbereiche in Zukunft durch die Implementierung von Elementen aus Proteinwerkstoff ökologisch aufgewertet werden.

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